Der Landkreis Rheingau Taunus hat am 8. Dezember die Smartphone Anwendung Mobile Retter eingeführt. Das System alarmiert medizinisch qualifizierte Ehrenamtliche in der Nähe bei Herzstillständen, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Nach Wiesbaden und dem Kreis Groß Gerau ist der Landkreis damit die dritte Region in der Rhein Main Region, die das Konzept einsetzt.
Wie das System funktioniert
Die App verbindet Leitstelle, Einsatzort und registrierte Ersthelferinnen und Ersthelfer. Sobald die Leitstelle einen Herzstillstand meldet, ortet die Anwendung die zwei nächstgelegenen qualifizierten Helfer und navigiert sie zum Einsatzort. Zusätzlich werden Helfer zu in der Nähe befindlichen öffentlichen Defibrillatoren geleitet, falls ein Gerät verfügbar ist. Ein integrierter Taktgeber unterstützt die richtige Rhythmik bei der Herzdruckmassage.
Registrierung und Ablauf
Die Anmeldung erfolgt über die Mobile Retter App und ein Online Portal. Nach Prüfung der Qualifikation werden die Freiwilligen für Einsätze freigeschaltet. Zum Start ist das Angebot ausschließlich für Angehörige des Rettungsdienstes, der Feuerwehren und der Katastrophenschutzeinheiten vorgesehen. Laut Landrat Sandro Zehner soll dieses Vorgehen Abläufe testen helfen und Erfahrungen schaffen, bevor das System für die breite qualifizierte Bevölkerung geöffnet wird.
Matthias Nagel, Ärztlicher Leiter im Rettungsdienst des Landkreises, betont, dass Mobile Retter den Rettungsdienst nicht ersetzen. Er sagt: „Mobile Retter ersetzen nicht den Rettungsdienst oder unsere Voraushelfergruppen im Landkreis, aber sie überbrücken die kritischen Minuten, bis professionelle Hilfe eintrifft.“
Datenschutz, Sicherheit und Nachsorge
Die Betreiber geben an, dass die App hohe Sicherheitsstandards erfüllt. Zugriffe sind geschützt, Einsatzdaten werden verschlüsselt übertragen und die Kommunikation läuft über die Leitstelle. Für jeden Einsatz ist ein Protokoll vorgesehen, das eine strukturierte Nachsorge ermöglichen soll.
Erwartungen und Hintergrund
In Deutschland erleiden jährlich mehr als 120 000 Menschen einen Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses. Die Überlebensrate liegt derzeit bei rund zehn Prozent. Nach Angaben der Projektbetreiber könnten mit einem flächendeckenden Ersthelfersystem bundesweit mehr als 10 000 Menschenleben jährlich gerettet werden, weil die ersten Minuten nach einem Kreislaufstillstand entscheidend sind.
Der Landkreis will das System nun in der Praxis erproben, Abläufe justieren und die Rolle der Ehrenamtlichen in der Rettungskette beobachten. Die Registrierung für Interessierte aus der Blaulichtfamilie ist bereits möglich.
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