Ab Donnerstag, 20. November, stellt das sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden einen neuen Audioguide zur Verfügung, der vor allem blinden und seheingeschränkten Menschen einen selbständigen Rundgang durch die Dauerausstellung ermöglichen soll. Kernstück ist ein taktiles Leitsystem, ergänzt durch nachgebildete Objekte zum Tasten und über QR-Codes abrufbare Audiobeiträge.
Aufbau des Rundgangs und Inhalte
Der Rundgang führt Besucherinnen und Besucher zu ausgewählten Stationen der Dauerausstellung. Am Boden markierte Leitstreifen weisen den Weg, an zentralen Stellen geben taktile Beschilderungen zusätzlich Orientierung. Per QR-Code abrufbare Audiodateien vermitteln Informationen zu den Exponaten; einige Inhalte laden durch Repliken zum direkten Ertasten ein. Als Beispiel nennt das Museum eine Replik des ältesten Objekts der Schau, ein Keilmesser aus der Zeit zwischen etwa 50.000 und 40.000 Jahren vor Christus.
Die Audiodateien wurden von Schülerinnen und Schülern der Leibnizschule und der Theodor‑Fliedner‑Schule recherchiert, formuliert und mit Unterstützung des Medienzentrums Wiesbaden eingesprochen und produziert. Ziel war es, die Inhalte unmittelbar an den Bedürfnissen blinder und seheingeschränkter Menschen auszurichten.
Entwicklung, Beteiligte und Finanzierung
Konzipiert wurde das Angebot von der Museumspädagogin und Projektleiterin Lisa Sommer in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden und der dortigen Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung und Teilhabe. Fachliche Impulse lieferten das Medienzentrum Wiesbaden und ProRetina, eine Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Netzhautdegenerationen.
Teile des Projekts – etwa das Bodenleitsystem, die taktile Beschilderung und die Repliken – konnten dank einer Förderung durch das Land Hessen realisiert werden. Zudem beteiligte sich die Schuld‑Stiftung finanziell an der Umsetzung.
Zugänglichkeit und Ausblick
Das Museum betont, dass das Angebot ein eigenständiges Erleben der Wiesbadener Stadtgeschichte ohne Führung oder Begleitangebot ermöglichen soll. Museumsdirektorin Sabine Philipp wertet den neuen Rundgang als einen „wichtigen Schritt hin zu mehr Teilhabe“ und lobt die Einbindung unterschiedlicher Gruppen in die Umsetzung.
Die Audiodateien sind nicht nur vor Ort abrufbar, sondern auch über die Website des Stadtmuseums verfügbar.
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