Vor genau einem Jahr wurde im Rheingau Taunus Kreis erstmals ein mit der Afrikanischen Schweinepest infiziertes Wildschwein gefunden. Seit dem 28. Februar 2025 werden keine neuen positiven Funde mehr gemeldet. Kreisbehörden und beteiligte Stellen ziehen eine vorläufige positive Bilanz und planen schrittweise Rücknahmen von Restriktionen, sofern weitere Kontrollen frei von Virusnachweisen bleiben.
Ausgangslage und Befunde
Am 9. Dezember 2024 entdeckten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Grünaue nahe der Bundesstraße 42 das erste mit dem ASP Erreger infizierte Wildschwein im Kreisgebiet. Bis zum 28. Februar 2025 kamen 41 weitere positiv getestete Kadaver hinzu. Die Fundorte lagen überwiegend entlang des Rheins und auf der Mariannenaue. Seither wurden keine weiteren infizierten Tiere entdeckt.
Koordination und ergriffene Maßnahmen
Der Kreis hatte bereits vor dem ersten positiven Fund einen interdisziplinären Krisenstab eingerichtet. Nach Angaben der Verwaltung tagte dieses Gremium mehr als 130 Mal und koordinierte Schutz und Eindämmung. Zu den Maßnahmen zählten die Einrichtung von Sperrzonen, besondere Auflagen für Landwirte und Schweinehalter, Jagdverbote in Kerngebieten, zusätzliche Meldepflichten sowie Sammelstellen mit Dekontaminationsmöglichkeiten für jagdliche Fahrzeuge.
Das Veterinäramt wird von der Kreisverwaltung als fachliches Rückgrat des Krisenstabs bezeichnet. Die Behörde koordinierte Probenentnahmen, Risikobewertungen und die praktische Umsetzung der Schutzmaßnahmen. Parallel waren die Veterinäre mit weiteren Tierseuchen konfrontiert, darunter Geflügelpest und Blauzungenkrankheit.
Prävention durch Drohnen, Wärmebildkameras und Berufsjäger
Im weiteren Verlauf der Bekämpfungsstrategie wurden Jagdverbote durch Gebote ersetzt, um die Wildschweinbestände in infizierten Zonen zu reduzieren. Seit Mitte 2025 unterstützt das Hessische Landwirtschaftsministerium die Präventionsarbeit durch den Einsatz von Drohnen und Wärmebildkameras. Mobile Entnahmeteams im Auftrag des Ministeriums arbeiten dem Kreis zu. Insbesondere in der sogenannten Weißen Zone, einem Puffergebiet, sollen Wildschweinbestände komplett reduziert werden, damit mögliche Infektionsketten unterbrochen werden können.
Die Maßnahmen umfassen neben Technik auch den Einsatz von Berufsjägern und die Kontrolle von Wegen, Zauntoren und Leinenpflichten. Nach Angaben der Kreisführung hat das Verhalten vieler Bürgerinnen und Bürger, etwa das Schließen von Zäunen und das Einhalten von Wegeregeln, wesentlich zum derzeitigen Erfolg beigetragen.
Ausblick und mögliche Rückzonierung
Der Rheingau Taunus Kreis plant in enger Abstimmung mit dem Land Hessen, noch im Frühjahr 2026 einen Antrag auf Rückzonierung der Restriktionsgebiete bei der Europäischen Union zu stellen. Voraussetzung dafür sind weiterhin keine neuen Funde, eine wildschweinfreie Weiße Zone und dokumentierte negative Ergebnisse der weiteren Suchen. Gelingt dies, könnten Restriktionen schrittweise aufgehoben werden.
Landrat Sandro Zehner und der Leiter des Krisenstabs hoben die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen hervor und bezeichneten die bisherigen Ergebnisse als das Resultat koordinierter Arbeit von Jagd, Landwirtschaft, Forst, Veterinäramt, Kommunen und weiteren Fachbereichen. Die Kreisverwaltung betont zugleich, dass die Lage kontinuierlich überwacht bleibt und weitere Suchmaßnahmen stattfinden, solange dies für die Eindämmung der Seuche erforderlich ist.
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